I&G Thomas Goldstrasz und Henrik Pantle


Computer während Weltkrieg Zwei

Alan Turing


Am 4. September 1939

      meldete sich Alan Turing bei der Government Code and Cypher School, die im August in das viktorianische Bletchley Park evakuiert worden war. An diesem Tag begann für Alan Turing der Krieg - als intellektuelles Problem. Das Problem hieß Enigma. Die deutsche Chiffriermaschine, mit deren Verschlüsselungen die Wehrmacht ihre geheimen Kommandosachen über den öffentlichen Äther schicken konnte.


Teamwork auf der ganzen Linie

      bestimmte die technische Entwicklung, die in England zu Maschinen namens Computer führte, von Anfang an. Die Polen schenkten, als die Komplexität des Enigmacodes erhöht worden war, den Engländern ein Enigmadechiffriergerät mit dem passenden Namen Bombe, und viele der Kryptologen von Bletchley Park hatten konstruktiven Einfluß auf die Weiterentwicking dieses Geräts.

      Turing konzentrierte sich direkt auf die logischen Eigenschaften der Enigma (so z. B. die, daß sie autoinvers ist, woraus folgt, daß sie einen Buchstaben nicht in sich selbst verschlüsseln kann) und entwarf, möglicherweise zunächst auf dem Papier als Turingmaschine, ein Ausschlußverfahren zur Reduktion der möglichen Einstellungen als elektrischen Schaltkreis. Damit gelang es, das noch sehr blinde Suchen der polnischen Bombe wesentlich effizienter zu machen. Sofort begann es von allen Seiten Verbesserungsvorschläge zu hageln (isbs. von Gordon Welchman). Immer mehr Implikationen wurden aufgedekt, immer komplizierter der logische Schaltkreis der Bletchleybombe, mit deren Hilfe "Milliarden falscher Hypothesen mit Lichtgeschwindigkeit hinweggefegt wurden." (E: 213)


Inspiriert von Turings Arbeit in Blechtley

      und vielleicht auch inspiriert von seiner theoretischen Arbeit On Computable Numbers (der ersten Formulierung der Turingmaschine), konstruierten Turings Kollegen in Bletchley Park -Turing selbst hielt sich in Amerika auf, und arbeitete nach seiner Rückkehr, 1943, nicht mehr als Kryptologe - eine Dechiffriermaschine, die sie, von ihrem Gewicht beeindruckt, COLOSSUS tauften.

      Die COLOSSI, die in verwendbarer Version Bletchley etwa im Juni/Juli 1944 zur Verfügung standen, hatten 2400 Röhren und arbeiteten mit einer Geschwindigkeit von 5000 Impulsen je Sekunde (Vgl. BdE: 161f.). Sie funktionierten binär, ihre Programme folgten bedingten Sprungbefehlen und sie besaßen einen internen Speicher. Das sind sämtlich Eigenschaften, die heutige Computer haben.

      Für manche sind die Programmiermöglichkeien der COLOSSI noch zu stark an die Kryptologie gebunden, weshalb sie ihnen nicht universal genug für einen Computer sind.


Erst nach dem Krieg

      kam Turing selbst dazu, mit seiner Automatic Computing Engine (ACE) eine echt universale Maschine zu bauen.



Abstract | Alan Turing | Konrad Zuse | Kittlers These | Literatur
Krieg als Problem der Informationsverarbeitung | Mehrfachformulierung des Computers


© Goldstrasz/Pantle 1997