KC Compact



Zum 40. Republikgeburtstag am 7.10.1989 wurde der KC Compact der Öffentlichkeit vorgestellt. Produziert wurde dieses Gerät im VEB Mikroelektronik Mühlhausen. Es war nicht mehr kompatibel zu der bisherigen KC-Reihe aus Mühlhausen dafür aber zum AMSTRAD (Schneider) CPC464. Äußerlich ähnelte er dem Grundgerät des Bildungscomputer BIC A5105.
 

Einige technische Daten: 

  • Prozessor U880, 4 MHz
  • Vollgrafik
    • Modus 0: 200 x 160 Bildpunkte mit 16 aus 27 Farben
    • Modus 1: 200 x 320 Bildpunkte mit 4 aus 27 Farben
    • Modus 2: 200 x 640 Bildpunkte mit 2 aus 27 Farben
  • Sound
    • Tongenerator mit 3 Kanälen in 8 Oktaven
  • Computergrundgerät mit integrierter Tastatur
    • 69 Tasten
    • Programmierung der Tastenbelegung möglich
    • 7 Funktionstasten
  • 64 kByte RAM
  • 32 kByte ROM
  • Schnittstellen
    • ein Expansions-, ein Centronics- und ein Kassetteninterface
    • Anschlüsse für Joystick und Tonwiedergabe

Zur Verdeutlichung seiner Leistungsfähigkeit hier ein Zitat aus dem Funkamateur Ausgabe 1/1990:

'Der Neue aus Mühlhausen: - KC compact - 

Auf der 6. Tagung des Computerclubs Frankfurt (Oder) war es soweit: Dr. Müller stellte den KC-compact vor. Um es vorwegzunehmen, die Gerüchte bestätigten sich nicht. Es ist ein 8-Bit-Rechner auf U 880-Basis, kein 16-Bit'er, wie viele zu wissen glaubten. Auf den ersten Blick ein BIC, dachte sich mancher. Daran ist schon etwas, das Gehäuse ist mit dem des BIC identisch. Endlich eine richtige Tastatur im Mühlhausener, leider mit einem Wermutstropfen für Vielschreiber: QWERTY-Tastaturanordnung, ein Hardwarezugeständnis an die realisierte (Teil-) Schneider-Kompatibilität. Ein Muster hatte Dr. Müller in Frankfurt noch nicht mit, da die Mustergeräte im Werkstest dauerliefen, damit man die Produktionsaufnahme so bald als möglich absichern kann. Aber ein sehr informativer Vortrag setzte den Neuen gründlich ins Bild. Das Grundgerät ist als Kompaktgerät mit abgesetztem Netzteil ausgeführt (Grundgerät: 388 x 218 x 43/54 mm³, Netzteil: 115 x 75 x 60 mm³). Das Betriebssystem ist primär kassettenorientiert, alle Speicherroutinen enthalten eine Motorsteuerung, die Übertragungsgeschwindigkeit ist zwischen 700 und 2500 Baud einstellbar, durch spezielle Software sollen bis 7 500 Baud erreichbar sein. Am Expansionsport sind aber auch 5,25"-Diskettenlaufwerke anschließbar, allerdings war dem Vortrag nicht zu entnehmen, ob der FDC bereits im Computer installiert ist. Mit dem Diskettenlaufwerk wird das Gerät CP/M- tauglich. Die Bildausgabe erfolgt wahlweise über RGB oder HF (Kanal 36, PAL) mit Zweikanal-Tonausgabe. Der Bildaufbau geschieht über drei wählbare Modi. Im Mode 0 sind 20 Zeichen/Zeile und 16 von insgesamt 27 Farben verfügbar, die Auflösung beträgt 200'x 160 Pixel. Der Mode 1, als Grundeinstellung, bietet 40 Zeichen/Zeile an. Dabei sind 4 Farben bei einer 200x320-Pixel-Auflösung einsetzbar. Der Mode 2 bietet schließlich 80 Zeichen! Zeile an, ermöglicht damit auch eine hochwertige Textverarbeitung. Hier kann man 2 Farben bei einer Auflösung von 200 x 640 Pixel auswählen. In vertikaler Richtung hat der Bildschirm stets 25 Textzeilen. Jedes Zeichen, also auch die Buchstaben und Ziffern, wird (analog Schneider) als Grafikzeichen gebildet und ist immer 8 Pixel breit. Der Grafikzeichensatz besteht aus 256 Zeichen. Die Tastatur verfügt über einen Tastaturpuffer; ein schaltbarer Tastaturrepeat ist vorhanden, die Tastaturbelegung ist über Tabellen einstellbar. 7 Funktionstasten sind beliebig mit bis zu drei Funktionen belegbar. Der Joystick wird in die Tastaturmatrix eingebunden, damit sind auch tastaturorientierte Programme mit dem Joystick steuerbar.
Der Computer bietet umfangreiche Tonausgabemöglichkeiten über einen speziellen Sound-Chip, der zukünftig auch in der DDR als U 8912 produziert werden soll. Der Soundgenerator ermöglicht die Ausgabe über drei Kanäle, enthält u. a. Rauschgeneratoren, umfangreiche Signalformungsmöglichkeiten, Anschlagvariationen, Hüllkurvenbehandlung. Die Programmierung des Chips wird komfortabel durch das BASIC unterstützt, mittels ausgeklügelter Interrupttechnik ist die Tonerzeugung unabhängig vom Hauptprogramm möglich. Der erreichbare Tonhöhenumfang beträgt 3 x 8 Oktaven. Das BASIC ist im 32-KByte-ROM des Rechners mit implementiert. Es ist gegenüber dem bisherigen KC-BASIC deutlich erweitert (180 Befehle) und entspricht damit im wesentlichen dem Schneider-Locomotive-BASIC. Es ist stark durch das 
Betriebssystem unterstützt, damit schnell und bietet eine teilweise interne Compilierung. Vier interne interruptgesteuerte Uhren sind vorhanden. Variable können bis zu 40 Zeichen, eine Programmzeile bis zu 255 Zeichen lang sein. Mit der Funktion Copy-Kursor sind direkte Programmteil-Transporte realisierbar. Insgesamt sind Bildschirmarbeit und Editierung wesentlich verbessert. Das BASIC ist durch sogenannte RSX-Kommandos noch erweiterbar. 
Der für den Nutzer verfügbare Arbeitsspeicher beträgt (bei 64 KByte Grundausstattung) 40 KByte.
Das Druckerinterface ist als Centronics Schnittstelle ausgebildet. Der Expansionsport bietet u. a. auch einen 20-V-Rohspannungsausgang, einen Eingang zum Abschalten der internen Speicher und einen Lightpen-Eingang. Umfangreiche Handbücher zu BASIC und System liegen dem Gerät beim Kauf bei. Mit dem (vielleicht schon bei Erscheinen dieses Beitrags realisierten, geplant ist April 1990) Angebot des Computers im Handel wird es gleichzeitig das Angebot von Programmen wie KC-PASCAL, Assembler und Textverarbeitung geben. Der vom Hersteller angestrebte Preis (Kenntnisstand Oktober 1989) soll geringfügig über dem des KC 85/4 liegen, dies allerdings möge man nicht als verbindlich nehmen, die Zeit ist schnellebig. Gegenwärtig werden 12 Software- kassetten zum Verkauf vorbereitet, bis Ende 1990 sollen fünf kommerzielle Programme und etwa 50 Spiele dazukommen. Der Hersteller strebt das parallele Angebot eines Joysticks (Preisvorstellung 10/1989: 150 M) an. Insgesamt bleibt zu sagen, spät, sehr spät kommt er, aber er kommt nun doch, der kompakte, portable, kompatible 8-Bit-Heimcomputer, vom Hersteller übrigens ausdrücklich als ein solcher deklariert! Er weist gegenüber den bisher in der DDR angebotenen Kleincomputern deutlich verbesserte Leistungsparameter auf und das ist sicherlich die Eile, an der man ihn zu messen wissen wollte. Und - 8 Bit zu Hause sind auch 1990 keine Schande, Letztlich wird aber der Absatz gerade dieses Gerätes in der heutigen Zeit über den Fortbestand dieser Computerklasse entscheiden.' [Sch90]