Literatur- und Medienanalyse Band 4
Computer als Medium Wilhelm Fink Verlag |
|
Vorwort
Arsenale der Seele, Armaturen der Sinne und HardWar/SoftWar - also drei mittlerweile erschienene Versuche, Literatur- und Medienanalyse seit 1870 zu betreiben - hatten am Ende des zweiten Weltkrieges ihre Grenze und Machbarkeit zugleich. Gerade weil die behandelten Medien bald schon Anachronismen geworden sein werden, war es möglich, ihre Geschichten zu schreiben. Denn nicht nur die historischen Archive standen offen, sondern eine Gegenwart, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs Explosion artifizieller Intelligenzen heißt, warf ihre Begriffe als Schatten auf die untersuchten Vergangenheiten. Mittlerweile aber gehen technische Medien überhaupt in der Universalität von Computern auf. Der letzte Band soll darum erstmals eine Archäologie der Gegenwart vorlegen. Dieses fast unmögliche Unterfangen droht nicht nur an verschlossenen Archiven und undokumentierten Entwicklungen zu scheitern. Computer sind vielmehr das einzige technische Medium, das es ohne seine Theorie gar nicht gäbe. Die Informatik kann aber schon aus Gründen ihrer mathematischen Effizienz keine Mediengeschichte sein. Was die hier versammelten Beiträge suchen, ist folglich eine Wissenschaft von Computern, die keine Computerwissenschaft wäre. Sie untersucht weder Algorithmen noch Schaltkreise, sondern das Faktum, daß die Gegenwart von Algorithmen und Schaltkreisen gemacht wird. Diese epochale, das heißt unhintergehbare Zäsur zu bestimmen, ist das Ziel einer Spurensicherung, die Medientheorie und Mediengeschichte vereint. Informations- und Zeichentheorie - architektonisches Gerüst von Hard- und Software - sprengen den kategorialen Rahmen einer bloß instrumentellen Definition der Technik. Erst die universelle Programmierbarkeit der Medien läßt ihr historisches Apriori zutage treten. Von hier aus gibt der Rückgang in die Theoriegeschichte der Rechenmaschine den Blick frei für die Verflechtung von Macht und Wissen, die nicht mehr nur Diskurse bewohnt. Somit werden auch Geschwindigkeit und Stil einer weltvernetzenden Medienkultur beschreibbar, die dem Schema von Aneignung und Entfremdung widersteht. Norbert Bolz Friedrich Kittler Georg Christoph Tholen
|
|
Inhalt
Vorwort der Herausgeber 7 Norbert Bolz I. GENEALOGIE DER UNIVERSELLEN MASCHINE Wolfgang Coy Bernhard J. Dotzler Helmut Hoelzer Jens Schreiber Georg Christoph Tholen II. TOPOGRAPHIE DER TECHNISCHEN MACHT Wolfgang Hagen Jörg Pflüger Ute Bernhardt / Ingo Ruhmann Friedrich Kittler III. SZENOGRAPHIE DER MEDIALEN KULTUR Geert Lovink Wulf R. Halbach Heiko Idensen / Matthias Krohn Volker Grassmuck Auswahlbibliographie 297 Zu den Autoren 309 |