Kritik ist ein Definiens für Wissenschaft. Peer-Review-Verfahren sind als Formen der Kritik anzusehen. Betont sei der Plural: Peer-Review als einheitliches Prüfsystem gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen Betriebssitten und ihre Funktionen. In der Konkurrenz der Journale fungieren künstlich überhöhte Abweisungsraten (der Mythos: je höher, desto wissenschaftlich hochwertiger) und der "Peer-Review"-Stempel nicht selten als Prestigeschmuck: Vielfach ist unklar, welche Journale überhaupt extern begutachtet werden. Viel zu selten untersucht und kritisiert: Die Arkanpraxis der Herausgeber, die mitunter ihr Journal als diktatorischen Einmannbetrieb führen. Etliche Journale schmücken sich mit großen Gutachterpools, setzen aber nur einen Bruchteil davon ein. Zugleich gewähren die derzeitigen Peer-Review-Verfahren großzügige Ausnahmen. So erfolgt nur ein Bruchteil der Manuskript-Ablehnungen tatsächlich gutachtergestützt. Nur ein – oft recht kleiner - Teil der Beiträge in offiziell „referierten“ Journalen wird tatsächlich bzw. in Endfassung begutachtet. Bei der Aufdeckung von Plagiat, Betrug und Täuschung habe die Gutachter-Verfahren eher versagt. Wie könnte das Journalwesen reformiert werden? Oder heisst die Zukunft „Open Access“?
*a. Univ. Prof. Dr. Gerhard Fröhlich, Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie, Johannes Kepler Universität Linz, A-4040 Linz-Auhof; <gerhard.froehlich@jku.at>