ZITIEREN leicht gemacht.


Eine wissenschaftliche Arbeit ist das Werk ihres Autors oder ihrer Autorin. Selbstverständlich dürfen Hinweise und Hilfen anderer sowie fremde Quellen verwendet werden; sie müssen aber deutlich als Leistungen anderer gekennzeichnet werden. Bei wissenschaftlichen Arbeiten (z.B. Seminarausarbeitungen, Studien- und Diplomarbeiten, wissenschaftlichen Veröffentlichungen) ist daher das Zitieren von Quellen wichtig, um die fremden Arbeit zu würdigen, den Lesern Möglichkeiten zum Vergleich und zur Vertiefung zu geben – und dem Verdacht des Abschreibens entgegen zu wirken.


Durch Zitate sollen Aussagen im eigenen Textes mit Quellen belegt, mit Beispielen verdeutlicht, Argumentationen untermauert oder in einen größeren Kontext eingeordnet werden. Durch Zitate wird der eigene Text in einem größeren wissenschaftlichen Diskurs verortet und verankert. Zitiert werden Quellen, auf die man sich stützt (i.d.R. Fachliteratur) und die zusätzlich im Literaturverzeichnis aufgeführt werden sollten. Außerdem zitiert an den Stellen im eigenen Text, wo man sich unmittelbar (wörtliche Zitate) oder mittelbar (Herkunft der referierten Information) auf fremde Quellen bezieht. Zitate zeigen, dass der Autor die Forschung zur Kenntnis genommen hat und einordnen kann. Zitate zeigen Respekt vor fremden Erkenntnissen, die sich der Autor zu eigen machen - oder die kritisier werden. Alle Zitate, wörtliche und sinngemäße, müssen in durch die Argumentation des eigenen Textes vorbereitet werden. Es muss immer erkennbar bleiben, was Eigenes und was Entlehntes in der textlichen (oder auch bildlichen) Darstellung ist.

Eine eigene Veröffentlichung zeichnet sich freilich dadurch aus, dass sie überwiegend eigene Gedanken repräsentiert. So wichtig das Zitieren aus Respekt vor der Leistung der Zitierten ist, so muss doch die eigene Auseinandersetzung mit dem Zitat deutlich werden, sei es weil dass Zitat die Basis für eigene, weitergehende Ausführungen ist oder weil das Zitat durch die eigene Argumentation widerlegt wird oder schlicht weil das Zitat im bearbeiteten Thema bislang eine wesentliche Rolle gespielt hat. Das Zitat soll einen neuen Sinnzusammenhang eröffnen. Die bloße Wiederholung des schon Veröffentlichten zeigt keinen eigene Auseinandersetzung mit dem Thema. Insbesondere ist die Aneinanderreihung von Lexika- oder Wikipedia-Artikeln keine wesentliche eigene Leistung.


Zum richtigen Zitieren gehört neben der wortgenauen Wiedergabe des Zitierten der korrekte Verweis auf die Herkunft des Zitats. Für den Leser muß das Zitat nachprüfbar werden. Es ist keine akzeptable wissenschaftliche Praktik, wenn Zitate bewusst verdreht werden oder gar ihr Sinn ins Gegenteil verkehrt wird. Dies ist intellektuell unredlich, aber auch ein Missbrauch fremden geistigen Eigentums.


Die Form des Zitierens ist in den verschiedenen Wissenschaften unterschiedlich. es gibt leider keine eindeutigen Regeln, solang die einleitenden Hinweise beachtet werden.


Die folgenden Hinweise sollen brauchbare Hinweise für gutes Zitieren in der Informatik geben:


Alle Zitate müssen belegt werden. Dies geschieht fortlaufend durch Quellenangaben – entweder in Fußnoten auf derselben, auf der das Zitat endet oder am Ende des Textes (Endnote)


• Jedes Zitat wird über eine hochgestellte fortlaufende Zahl markiert. Die zitierte Quelle wird zusammen mit dieser Ziffer genau notiert.


• Wörtliche Zitate, die mehr als drei Zeilen ausmachen, sollen durch einen eingerückten Absatz mit verringertem Zeilenabstand kenntlich gemacht werden. Zusätzliche Markierungen wie Anführungszeichen, kleinere Schriftgröße oder andere Schrifttype sind nicht nötig. Die Quelle ist selbstverständlich anzugeben.


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• Es gibt sehr viele, keineswegs einheitliche Zitierweisen. Eventuell müssen Sie sich nach Druckvorlagen richten. Es ist hilfreich in gedruckte Bücher seriöser Verlage zu schauen (Dann ist die Form zwar vielleicht immer noch falsch, aber wenigstens nicht einzigartig.) Freilich soll eine einheitliche Zitierweise durchgehalten werden. (Wenn Sie das Spektrum unterschiedlicher Zitierweisen sehen wollen, lohnt sich ein Blick in die Manuals einschlägiger Literaturverwalungsprogramme wie Endnote oder BibTex.)


Für Informatikarbeiten soll der folgende Vorschlag gemacht werden. Im Literaurverzeichnis kann in folgender Weise zitiert werden. Dies gilt auch für zitierte Quellen in Fuß- oder Endnoten.



Bücher - Autor, Vorname nachgestellt; Titel kursiv, Verlagsort (evt. Land): Verlag (Erscheinungsjahr), evt. Seitenhinweis


Schniefke, Peter; Die endgültige Programmentwicklungsmethode für elektronische Rechenanlagen, Postdam (DDR): Piefkeverlag (1966), S.44-59


Zeitschriftenausfsätze (Zeitschriftenbände sind Bücher, so daß deren Titel kursiv geschrieben wird)


Wutzke, Joachim; Jenseits von Schniefkes Programmentwicklungsmethode, Zeitschrift für EDV-Methdodologie, (1966) Band III, Heft 9, S. 12-123


Tagungsbände (Proceedings) (sind weder Bücher noch Zeitschriften - es sei denn, sie sind als Buch oder in einer Zeitschrift gedruckt).


Ratzke, Viola; Die Wirkungen von Schniefkes Programmentwicklungsmethode auf die DDR-Informatikausbildung, in: Workshop zum 100. Geburtstag von Peter Schniefke, Berlin: Humboldt-Universität (2005)

Internetadressen werden mit URL: oder URI: eingeleitet. Das Datum des Fundes wird neben evtz. weiteren Anmerkungen hinzugefügt.


Fratzke, Paul; Schniefkes fatale Wirkung auf die Produktivität von Cobol-Programmierern (2001), URL: http://www.hausarbeiten-leicht-gemacht.de/Programmentwicklungsmethode/Schniefke.pdf; (kopiert am 3.11.2001; der Server ist zwischenzeitlich vom Netz genommen)


Bei PDF-Dokumenten ist neben der URL ein Verweis auf Seiten wie bei einem Buch möglich.


Weitere Zitierweisen mögen entsprechend angepasst werden.


Im Literaturverzeich nis werden die Quellen hintereinander aufgeführt, entweder alphabetisch oder in er Reihenfolge des Auftretens im Text. Sie können dazu durchnummeriert werden oder mit in eckige Klammern gesetzte Kurzfassungen indiziert werden.

1. Ratzke, Viola; Die Wirkungen von Schniefkes Programmentwicklungsmethode auf die DDR-Informatikausbildung, in: Workshop zum 100. Geburtstag von Peter Schniefke, Berlin: Humboldt-Universität (2005)

2. Schniefke, Peter; Die endgültige Programmentwicklungsmethode für elektronische Rechenanlagen, Postdam (DDR): Piefkeverlag (1966), S.44-59


oder z.B.


[RAT 2005] Ratzke, Viola; Die Wirkungen von Schniefkes Programmentwicklungsmethode auf die DDR-Informatikausbildung, in: Workshop zum 100. Geburtstag von Peter Schniefke, Berlin: Humboldt-Universität (2005)

[SCH 1966] Schniefke, Peter; Die endgültige Programmentwicklungsmethode für elektronische Rechenanlagen, Postdam (DDR): Piefkeverlag (1966), S.44-59


Für Quellenhinweise in Zitaten können Abkürzungen verwendet werden, wenn die vollständige Quelle im Literaturverzeichnis steht oder vorher schon als Zitatquelle auftaucht. Die Bezeichnung "am angegebenen Ort" wird häufig verwendet (abgekürzt "a.a.O."


Ratzke, a.a.O, S.19


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Noch drei weitere Anmerkungen:


Sinngemäße Zitate werden nicht typographisch, sondern durch erläuternden Kommentar (evt. Konjunktiv) eingeführt:


‚Schniefke ist in einer neueren Studie der Ansicht, dieser Effekt sei nicht meßbar’


Eine solche Aussage ist über einen Verweis auf diese Studie in der Fußnote nachzuweisen.

Bei indirekten Zitaten zitieren Sie nicht den Wortlaut, sondern den Gedanken in anderen Worten. In der Fußnote wird die Quelle nach einem "Vgl." (für vergleiche) genannt.


Ein Zitat kann in seltenen Fällen leicht bearbeitet werden, wenn diese Bearbeitung klar erkennbar ist und der Sinn erhalten bleibt.

Die sparsam zu gebrauchenden Veränderungen des zitierten Originaltextes, wie etwa Auslassungen, Kursivierungen, erklärende Zusätze oder, gelegentlich notwendige

grammatikalische Anpassungen müssen gekennzeichnet werden. Hierzu sollen rechteckige Klammern verwendet werden, wie bei


Beispiel 1 Auslassungen: „Die Solicitatmethode [...] war erfolgreich. Es zeigten sich die erwarten Verbesserungen im Komplexitätsverhalten des Programms“


Beispiel 2 Kursivierungen: „Assoziatives Denken beherrscht der Computer noch [Kursive nicht im Original] nicht."

Beispiel 3 Grammatik: „Korrekte Grammatik, Interpunktion und Rechtschreibung war [sic!] sein Metier nicht."


• Das Literaturverzeichnis am Ende einer Arbeit kann auch Quellen aufführen, die im Text nicht zitiert werden, aber für den Kontext wesentlich sind. Dies können also auch Literaturhinweise zur Vertiefung sein.



Wolfgang Coy, SS2007