Vorträge und öffentliches Expertengespräch

Technik und Theorie Digitaler Medien

In oder zwischen Informatik, Philosophie & Medienwissenschaften?


Die Digitalisierung aller Kommunikations- und Informationsmedien schreitet zügig voran. In manchen Bereichen ist sie nahezu abgeschlossen und es entstehen neue, vorher nicht machbare technische Medien der Kommunikation und Information. Diese Entwicklungen beruhen auf technischen Grundlagen der Informatik, werden aber in nahezu allen Wissenschaftsbereichen eingesetzt und haben Auswirkungen auf breite gesellschaftliche Anwendungsfelder. Eine ›Kulturindustrie‹ entsteht bzw. ›erfindet sich neu‹, deren Beschäftigtenzahl die des Kerns der Autoindustrie übertrifft. Wo sollen die Akteure dieser ›Creative Industries‹ ausgebildet werden, wo werden die technischen, organisatorischen oder ökonomischen Grundlagen erfunden oder entwickelt, und wo können die Phänomene dieser Entwicklungen kritisch untersucht werden?
Vorträge und Expertendiskussion sollen eine exemplarische Bestandsaufnahme der letzten beiden Jahrzehnte vorlegen und in gemeinsamer Diskussion Wege aus den gewachsenen Inkompatibilit‰ten und Grenzziehungen suchen helfen.

Termin: Freitag 15.1.2010, 12-18 Uhr
Ort: Erwin-Schrödinger-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin, Vortragsaal 0101, Erdgeschoss,
Berlin-Adlershof, Rudower Chaussee 26
Anmeldung zur Teilnahme erbeten unter stiftung@hu-berlin.net

Zeitplan

12:15 Uhr Prof. Dr. Wolfgang Coy, HU Berlin,
Einleitung

12:30 Uhr Prof. Dr. Claus Pias, Universität Wien

Was waren Medien?

Es geht um die Virulenz der Medien-Frage in historischer, systematischer und methodischer Hinsicht: Warum, wann und wo hatte der Begriff "Medien" in den letzten 25 Jahren Konjunktur? Welche originären Aussagen und Beobachtungen machte er möglich? Inwiefern erweiterte und überschritt die Frage nach Medien die Grenzen der klassischen Disziplinen? Welche unterschiedlichen Institutionen konnten unter dem Titel "Medien" gegründet werden? Und ist "Medienwissenschaft" überhaupt eine Disziplin?

13:15 Uhr

PD. Dr. Martin Warnke, Leuphana-Universität Lüneburg
Was war Kulturinformatik?

In den Neunzigern begann an der Universität Lüneburg das Experiment, im Studiengang Kulturwissenschaft ein Fach Kulturinformatik zu betreiben, das mit sehr wenig Informatik ganz viel kulturelle Reflexion der aktuellen Informationstechnik leisten sollte.
Daraus sind eine Menge interessanter Absolventinnen und Absolventen entstanden, achtzehn Jahre HyperKult, zwei Bücher und jede Menge offener Fragen. Diese und die Erfahrungen mit der Modularisierung des Studiums werden zur Sprache kommen.


14:00 Kaffeepause

14:30Uhr Prof. Dr. Herbert Hrachovec, Universität Wien

Rückmeldung und feedback

Zwischen Menschen und in sozialen Organisationen ist Rückmeldung eine Kommunikationsform, die innerhalb gegebener Erwartungshorizonte stattfindet und als Nachricht verarbeitet wird. Feedback ist allgemeiner definiert. Es findet statt, wenn zwischen Systemen (aller Art) Informationsschleifen definiert und aktuell beansprucht werden. Die Grenzen verschwimmen. Rückmeldungen werden technisch implementiert und digital gesteuerte Abläufe repräsentieren Sinn und geben Auskunft über Sachverhalte. Verschwindet der Unterschied?

15:15 Uhr Prof. Dr. Jochen Koubek, Universität Bayreuth
Rationalität des Praktischen in der Medienwissenschaft

Die Rationalität des Praktischen bedeutet für die Medienwissenschaft, dass manche Argumentationen und Schlussfolgerungen erst vor der gestalterischen und technischen Praxis verständlich und vermittelbar werden. Diesen Umstand teilt die Medienwissenschaft mit so unterschiedlichen Disziplinen wie Architektur, Gestaltungslehre, Ingenieurwesen, Naturwissenschaft oder Informatik. Auch dort gibt es eine Fülle an Phänomenen, die sich zwar theoretisch erklären aber nur praktisch verstehen und vermitteln lassen. Im Beitrag soll das Verhältnis zwischen Medientheorie und -praxis im Hinblick auf die medienwissenschaftliche Lehre beleuchtet werden.


16:00 Uhr Kurze Pause


16:20 Uhr Expertenrunde (Podiumsdiskussion)
Vortragende, sowie Prof. Dr. Wolfgang Ernst, HU Berlin, Prof. Dr. Hartmut Winkler, Universität Paderborn und Frau Prof. Dr. Heidi Schelhowe, Universität Bremen

gegen 17:45 Uhr Ende der Veranstaltung