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»Sie brauchen ihn nur einzuwerfen«, sagte er, »die Marke ist drauf.« Sie blickte auf den Brief und sah die vertraute rote 8-Cent-Airmail-Marke mit dem Jet, der gerade über die Kuppel des Capitols fliegt. Aber oben auf der Kuppel stand eine winzige tiefschwarze Figur mit ausgebreiteten Armen. Oedipa war sich nicht sicher, was genau auf dem Capitol sein sollte, sie wußte aber, daß es so etwas nicht sein konnte. ... Sie verabschiedete sich, ging die Treppe hinunter und dann hinaus in die Richtung, die er ihr gewiesen hatte. Eine Stunde lang lungerte sie bei den Stützen des Freeway herum, sie fand Besoffene und Penner, Fußgänger und Päderasten, Schlepper und Irre, aber keinen Geheimbriefkasten. Endlich sah sie ganz im Schatten einen Behälter mit dem verschließbaren dachförmigen Deckel, einen von der Sorte wie die, die man für Abfälle verwendet: alt, grün, knapp vier Fuß hoch. Auf dem lose schwingenden Teil standen, mit der Hand geschrieben, die Initialen W.A.S.T.E. Sie mußte ganz scharf hinsehen, um die Punkte zwischen den Buchstaben erkennen zu können.
Oedipa ließ sich im Schatten einer Säule nieder, vielleicht war sie auch ein wenig eingenickt. Als sie jedenfalls die Augen wieder aufschlug, fiel ihr Blick auf ein Kind, das ein Bündel Briefe in den Kasten fallen ließ. Sie ging hinüber und warf den Brief des Seemanns nach Fresno ein, dann versteckte sie sich wieder und wartete.