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Wolfgang Coy

Hat das Internet ein Programm?


 Vortrag auf dem medienwissenschaftlichen Symposium der Universität Konstanz am 30.10.98
 

Hat das Internet ein Programm? Ist der Papst katholisch? Natürlich hat das Internet Millionen Programme - solche, die es nutzt und solche die man per FTP - File Transfer Protocol auf die eigene Maschine herunter laden kann und solche, die sich unbemerkt auf der Festplatte festsetzen. Letztere heißen Viren, Würmer oder trojanische Pferde. Aber das sind natürlich Programme im Sinne der Informatik, nicht im Sinne der broadcast media.

Im amerikanisch-englischen Sprachraum, dem die Informatik die Worte "Programm", "Programmierer" und "Programmiersprachen" entlehnt hat, gibt es eine schlichte, jedoch nützliche Unterscheidung im Schriftlichen, die es einfacher macht, die Frage nach dem Programm des Internets zu interpretieren: "Programme" mit Doppel-m und einem Schluß-e beschreibt das politische, künstlerische oder mediale Programm, "program" mit schlichtem einfachen m am Schluß beschreibt das Computerprogramm, ein Ausdruck, der erst nach ein Jahrzehnt nach der Erfindung des Computers durch Alan M. Turing, Konrad Zuse oder John v. Neumann in die neue Kunst des Rechnerbaus wanderte.

Konrad Zuse spricht von Rechenplänen, sein erster Entwurf einer Programmiersprache aus dem Jahr 1945, der erste Entwurf einer Programmiersprache überhaupt, heißt "Plankalkül" und knüpft an den logischen Aussagenkalkül oder den Calculus, die Leibniz/Newtonsche Infinitesimalmethode an. Der Plankakül beschreibt "Rechenpläne", und das ist es, was automatische Rechenmaschinen ausführen sollen. Alan Turing spricht von instructions und instruction tables und John v. Neumann schreibt planning, coding oder flow diagrams, wenn er Computerprogramme meint.

"Programm" ist eines der vielen medialen Worte, die sich auf die Urform medientechnischer Aneignung der Welt berufen, auf das Schreiben. Pro-gramma ist ein graeco-lateinisches Wort, das den Anschlag, das öffentlich Aus- und Aufgeschriebene bezeichnet, aber auch die Vorschrift, die angibt, wie eine Folge einzelner Akte sich zu einem gesamten Ereignis verbindet. Parteiprogramme und Theaterprogramme sind die beiden grundsätzlichen Ausprägungen dieser Auffassungen.

Während das Medium der bürgerlichen Öffentlichkeit, die Zeitung, nur ein politisches, heutzutage meist "überparteiliches", Programm verfolgt, hat der Rundfunk schon kurz nach seiner Geburt Programme gesendet, wobei einzelne Aufführungen ebenso wie der ganze Sendeabend mit den zuerst vorherrschenden Aneinanderreihungen gesungener, musikalischer, gelesener und deklamierter Darbietungen, sowohl als Senduneng wie als Programme bezeichnet wurden. So heißt es 1923 in der Radio Times, man habe 1700 Programme in einem Jahr gesendet, was wohl eher Sendungen bedeutet, während die Reduktion der BBC-Ausstrahlungen am Anfang des Krieges als Übergang von zwei Programmen auf ein Programm beschrieben wird.

Beruht die mediale Feinstruktur des Rundfunks und in seinem Gefolge des Fernsehens auf in sich strukturierten Sendungen, so kann man beim Programm eines Senders von einem Gebilde zweiter Ordnung sprechen. Der Mix, den eine Sendeanstalt mit ihren ersten, zweiten, dritten und vierten Sendern bietet, wäre dann eine Struktur dritter Ordnung, das Ensemble eines Kabel- oder Satelliten-Providers eine Struktur vierter Ordnung, das Wellenspektrum, also das Medium als Ganzes müßte zur Struktur fünfter Ordnung erklärt werden.

Untereinander stehen diese Strukturen in hierarchischer, aber auch in rekursiver Abhängigkeit. Über jeder Struktur entsteht eine neue, abstraktere Struktur. Derart angeordnete strukturelle Hierarchien legen den Gedanken nahe, daß es nicht so sehr auf die einzelnen Inhalte ankommt, sondern daß die Strukturen selber (also die Struktur zweiter, dritter oder n-ter Ordnung) das Medium charakterisieren. The medium is the message, um es mit Marshall McLuhan zu sagen.

Medial können wir diese Programmstrukturen unterschiedlicher Ordnung in der Geschichte zurück verfolgen. Bücher gewinnen ihre thematische Einheit nicht sofort, schon aus technischen Gründen. Ihre großen Formate lassen eine gebundene Bibel mit den Büchern des Alten oder des Neuen Testaments erst in der Renaissance zu. Konvolute, zusammengebundene Texte, die inhaltlich in irgendeine Ordnung gebracht werden, sind bis ins letzte Jahrhundert keine Seltenheit. Das thematisch durchgängige Buch als Monografie oder als Sammelband ist eine vergleichsweise junge Entwicklung. Die Zeitung als Meß- oder Hofnachrichten gewinnt erst mit der Aufklärung ein politisches Programm und im Gefolge eine inhaltliche Struktur in den lesetechnisch nützlichen "Kolumnen".

 

Telegramm und Foto brauchen kein Programm, sie liefern kleinste mediale Einheiten. Auch die Edisonwalze braucht kein Programm, sie ist sich selbst genug, ebenso wie Edisons Filmapparat, der ja nur ein Guckkasten mit Münzeinwurf und Dreiminutenprogramm aus dem Black-Mary-Studio ist. Erst die LP und die CD verlangen nach einem strukturierten Aufbau zweiter Ordnung, um 10-12 Schlagertitel und andere Kurzformen der Unterhaltung zusammenzufassen.

Doch die welterste Kinovorführung der Brüder Skladanowski in der Friedrichstraße borgt beim Varieté dessen Programmstruktur und tatsächlich ist dies für einige Zeit der Platz des Films im entstehenden Kino.

Das Telefon, dem wir wohl kaum ein Programm nachsagen wollen, entwickelte dagegen schnell eines Programmstruktur, um sie anschließend wieder zu verlieren. In Budapest wird am 15.Februar 1893 das "Telefon-Hirmondo" dem Publikum übergeben, eine sprechende Zeitung, die per Kabel in die Haushalte der Technofreaks der Neunziger des letzten Jahrhunderts übertragen wird. Zeitansagan, Börsenkurse, Nachrichten, amtliche Mitteilungen und Konzerte werden als telefonischer Broadcast angeboten. Ein NTV des fin de siècle. Das Experiment hält einige Jahre durch.

Die Programmträchtigkeit eines Mediums hängt also von seinem Bedarf nach höherer Ordnung ab. Dies kann aus einer fortwährende Produktion wie der Dauersendetätigkeit der elektrischen Massenmedien oder aus der Integration kleinerer Formate wie bei der LP und CD folgen. Kommunikative Medien wie Brief, Telegramm oder Telefon entwickeln zwar Formen, aber keinen übergeordneten Programmstrukturen - es sei denn, sie werden zu gedruckten Briefbänden kompiliert.

Die drei Grundaufgaben aller technischen Medien: Information, Kommunikation, Unterhaltung lassen sich also im Falle der Kommunikation individuell vermitteln. Adressieren sie jedoch ein größeres Publikum, stehen also Information und Unterhaltung im Vordergrund, so entstehen Programme und höhere Ordnungsstrukturen: Formate, Grundversorgung, Sparten, Bouquets.

Wie sieht dies nun bei den offenen globalen Rechnernetzen, dem Netzverbund Internet aus. Definiert ist das Internet über ein Bouquet aus technischen Protokollen. Als Basis dient das Transmission Control Program und das Internet Protocol, kurz TCP/IP, das mittels der physikalischen Schicht des Telefonnetzes oder spezieller Kabel- oder Funkdatenleitungen verbreitet wird. TCP/IP hat nur die Aufgabe, daß die angeschlossenen Maschinen sich erkennen und Daten austauschen können. Bewältigt wird dies mit einer Vielzahl von (Computer-)Programmen, die adressierte Datenpakete über virtuell aufgebaute Verbindungen zu Datenströmen zusammenfassen. Diese Programme regeln Verbindungsaufbau, Sicherung und Transport der Daten

Sie bilden zusammen eine Struktur höchster Ordnung (oder besser: niedrigster Ordnung) - in der Informatik wachsen die Bäume ja auch nicht in den Himmel, sondern aus einem seltsamen Grund immer nach unten. Die Wurzel (root) der Dateisysteme findet man dagegen stets ganz oben.

Offene Rechnernetze sind standardisiert , sonst wären sie nicht offen zugänglich. Die internationale Standardisierungsorganisation ISO hat seit Jahren eine solche Struktur für offene Rechnernetze entworfen: das ISO/OSI-Modell, das Open Standard Interface. Da die gefühlte Wirklichkeit gelegentlich anders verläuft als die erdachte Realität, ist das Internet nicht recht ISO/OSI-konform, dafür aber ein echter, weltweit beachteter und überaus erfolgreicher Standard.

Über der Transportschicht des TCP/IP befinden sich verschiedene weitere logische Schichten, die anwendungsorientiert, soll heißen von den jeweilig beteiligten Rechnern und Nutzern mit Hilfe von Anwendungsprogrammen, Sessions, Darstellungen und Anwendungen koordinieren.

Nur die Anwendungen sind für die Nutzer am Bildschirm und auf der Festplatte im Detail wahrnehmbar. Das können einfache zeitversetzte Dienste wie Electronic Mail, geschlossene Mailing-Listen oder offen zugängliche Usenet News sein. Hier lassen sich bereits mediale Programmstrukturen erkennen. Während pure E-Mail wie Briefe zwar bestimmten Formaten folgen, zeigen sie keine programmartige Struktur - sieht man von den wenig beliebten Wurfsendungen der spam mail ab. News und Mailing-Listen sind dagegen stets thematisch geordnet. Sie können entweder für alle Teilnehmer kommunikativ offen oder von einem Listowner moderiert sein. Falls ein Moderator eine thematische Auswahl trifft, können wir ein programm-orientiertes asynchrones Kommunikationsmedium beobachten. Talk Radio wäre eine vergleichbare synchrone Struktur. TV-Talkshows bleiben dagegen im klassischen Unterhaltungsformat, eben Front(al)unterhaltung.

Im Internet können ebenso interaktive, also synchron verlaufende, koordinierte Aktivitäten stattfinden. IRC - internet relay chat ist ein offenes synchrones Kommunikationsmedium, das sich vom Talk Radio unterscheidet, weil es gleichzeitig eine beliebige Anzahl parallel aktiver Kommunikationsgruppen zuläßt. Diese IRCs entsprechen entfernt den nächtlich in der Fernsehwerbung angepriesenen "Ruf jetzt an"- Telefonparties - ohne deren kommerziellen Charakter zu teilen. Da Sprach- und Videoübertragung über Internet kein grundsätzliches Problem mehr ist, scheint mir die Zukunft dieser programmlosen, wenngleich strukturierten, Unterhaltungs- und Kommunikationsform, die sich dem Modell einer virtuellen Kneipe nähert, gesichert.

MUDs und MOOS sind zwei andere Varianten virtueller kommunikativer Räume, die aus den Verliesen, Gewölben und Kellern fantasy und SciFi-begeisterter adventure-game Spieler entstanden. Ihr Name verweist noch auf diese Herkunft: Multiple UserDungeons, manchmal aber auch neutraler als Multiple User Dimensions oder Multiple User Domains ausgeschrieben. MOOs sind deren objekt-orientiert programmierte Varianten. Im Bewußtsein ihrer Nutzerinnen und Nutzer haben die Akronyme eine eigenständige Bedeutung erlangt. MUDs und MOOs werden nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch als vernetzte Lehrmittel eingesetzt. So gibt es MOOs, in denen Lernende einer Fremdsprache mit Fortgeschrittenen oder native speakers zusammentreffen - dies sind derzeit allerdings netzspezifisch native writers, denn MUDs und MOOs sind weit überwiegend ASCII-based Virtual Realities. Trotzdem ist dieser kommunikative vernetzte Textraum eine motivierende Lehrstruktur.

Allen MUDs und MOOs ist gemeinsam, daß sie vorgeformte Räume sind. Sie haben ein spezifisches setting: z.B. eine Stadt, eine Burg, ein Kloster oder ein Studenentwohnheim - zu einer bestimmten, wenn auch häufig fiktiven Zeit und einem bestimmten, wenn auch häufig fiktiven Ort. Da ein MUD oder ein MOO zudem von demons, wizards bevölkert und einem net.god verwaltet werden, haben wir es mit einer Hierarchie von Programmgestaltern unterschiedlicher Ordnung zu tun.

Neben diesen kommunikativen und unterhaltenden Formen, aus denen das Internet entstanden ist, gibt es eine Vielzahl informierender Dienste, ebenso wie Archive, Bibliotheken und Speicher. Die Dateiübertragung, sei es als Texte, Bilder, Computerprogramme oder Musik und neuerdings auch MPEG-Video ist ein wesentlicher Internet-Basisdienst nach dem File Transfer Protocol FTP.

Er wird seit einigen wenigen Jahren durch das Hypertext Transfer Protocol http ergänzt. Ursprünglich zur Lieferung wissenschaftlicher out-of-print Literatur gedacht, ist er das Zugpferd des Internets geworden - so stark, daß gelegentlich das ganze Internet mit dem durch das http-Protokoll definierte World Wide Web identifiziert wird. Der mediale Charakter des Internets ist allerdings sehr gut am www erkennbar, da die Konkurrenzansprüche, aber auch die Differenzen zum Leitmedium Fernsehen direkt erkennbar werden.

Daß das Internet in die Reihe der Massenmedien aufgerückt ist, demonstrierte vor wenigen Wochen in vortrefflicher Weise eine staatlich subventionierte Aktion der US-Regierung. Zum ersten Mal hat die New York Times Verlautbarungen aus dem Internet in Fortsetzungslieferungen nachgedruckt, auch wurde das umfangreiche Textmaterial des Starr-Reports in mehreren Büchern verbreitet und weltweit übersetzt. Fernsehen hatte in diesem singulären Ereignis seine Leitfunktion als aktuellstes Medium erstmals weltweit sichtbar und unter weltweiter Beobachtung an das Internet abgegeben.

Noch fehlt es dem Internet an technischer Eleganz der Nutzung. Es ist eben nicht überall verfügbar und es ist nicht einfach zu bedienen. Es ist umständlich und langsam. Aber dies ändert sich wahrnehmbar. Die Ankopplung über Breitbandkabel und Funk wird hier ebenso wirksam werden wie die Konstruktion immer kleinerer und leichterer Rechner. Mobile Computing, bessere interaktive Nutzungsformen, Sprachsteuerung, Sprach- und Videoübertragung, neue Speicherformen - all dies führt zu ubiquitärer Verfügbarkeit des neuen Mediums. Die ersten über Funk vernetzbaren Computer ohne Tastatur, mit Sprachsteuerung und Bildschirmbrille werden kommerziell angeboten. Sie sind kaum größer als eine Zigarettenschachtel.

Wer soll diese Entwicklung bezahlen? Die Werbeindustrie sucht schon fast verzweifelt nach einer angemessenen Integration des neuen Mediums. Nun besitzt das www zwar Angebotsknoten in den web sites, die zur Selbstdarstellung und zum Informationsangebot genutzt werden, themenbezogene Kioske oder organisationsbezogene Portale. Programmstrukturen sind hier, obwohl wir es mit einem Massenmedium zu tun haben, nicht leicht erkennbar. Und damit muß die Werbung ihre Sponsortätigkeit auf "Banner", kleine grafische Flächen mit dahinter liegenden Links auf die vollen Webseiten, beschränken, ohne recht zu wissen, wer den nun und wann die werbungstragenden Seiten besucht.

Doch nicht alle Websites sind programmlos. Einige, die ihre Herkunft meist in Mailing-Listen haben, widmen sich festen Themen, die regelmäßig überarbeitet werden. Sie bieten ein ausgeprägtes Programm. Und so gibt es in manchen Browsern einen "Read Daily"- button zum Aufruf dieser täglich aktualisierten Websites.

Andere Webseiten sind ihr eigenes Programm. Versandhäuser und Banken haben längst ihre Kataloge und Automaten ins Netz übertragen. Auch wenn die Sicherheit der Übertragung auf Grund fortwährender Dummheiten in der Kryptografiepolitik kritisch zu beurteilen ist, haben die Verkaufskanäle ihr garantiert werbendes Programm bereits ins Netz übertragen.

Die Werbebranche als Hauptträger der medialen Entwicklung will nicht bei der Bannerwerbung stehenbleiben. Da die Banner letztlich eine Aktivität der Nutzer verlangen - sie müssen die Seite anwählen und dann auch noch auf den Banner klicken, um die volle Werbeseite zu sehen -, werden Wege gesucht, diesen pull-Status zu überwinden. Versucht wird push-Werbung. Dies beginnt mit unaufgefordert zugesandter Email - spamming. Gelegentlich führt dies allerdings zu unfreundlichen Aktionen kenntnisreicher Kunden - was bis zur völligen Überflutung des aussendenden Rechners oder providers führen kann. Zu den fortgeschrittenen Mitteln im "spam war" gehört es deshalb, fremde SMTP-Rechner als Absender anzugeben - was dann schon in einen Straftatbestand überleiten mag.

Die Alternative ist die Aussendung von Werbung mit Einwilligung der Empfänger, was im allgemeinen einfach erreichbar ist, wenn diese Werbepost einen interessanten Inhalt hat, z.B. einen brauchbaren Newsletter oder eine andere aktualisierbare Dienstleistung.

Der Spiegelverlag, als ein Beispiel unter vielen, bietet z.B. seine Produkte nebst Inhalten, die über die Druckfassung hinausgehen auf einer Webseite an. Er schickt aber auch umsonst Schlagzeilen der aktuellen Ausgabe der Berliner Abendzeitung Der Tag mit Links zur vollständigen Druckfassung als am Bildschirm lesbare oder am Rechner ausdruckbare PDF-Datei per Email an interessierte Abonnenten.

Einen anderen Weg gehen einige Netzdienste wie Pointcast oder MSN, die push-Kanäle pflegen. Ist ein Rechner fest mit dem Internet verbunden, so werden unter bestimmten Bedingungen aktuelle & werbende Text- und Bildseiten auf den Bildschirm projiziert. Dies entspricht der Funktion des Bildschirmschoners - der nun leider den Nachteil hat, das er eingeschaltet wird, wenn niemand etwas mit dem Rechner tut. An diesem Widerspruch leiden Internet-Push-Kanäle. Viel einfacher haben es Telefon Provider, die kostenlose Ferngespräche mit eingeschobenen Werbeblöcken anbieten.

Man sieht also: Das Internet ist auf dem Weg zu einem customized mass medium und damit sicher in einem großen Trend, der ja auch customized mass production verspricht - wo man ein "individuell gefertigtes" Auto aus einem überschäumenden Katalog von Zubehöroptionen bestellen kann. Diese Produktionsform, bei der kein Fließbandprodukt identisch zu einem anderen aus dem gleichen Fertigungslos ausgestattet ist, obwohl sie sich doch Alle gleichen trägt den schönen Namen "Losgröße eins".

Das Internet ist ein neues Medium, das in vieler Hinsicht eine Programmstruktur aufweist, die genau einen Nutzer anspricht - obwohl sie sich doch Alle gleichen. "Quote eins" ist für ein derartiges Medium kein Schreckgespenst - sondern sein eigentliches technopolitisches Programm.