I&G
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Informatik
Informatik in Bildung und Gesellschaft
 

Basistext zu "Systemanalyse menschlichen Handelns"

Um unser Handeln zu orientieren, benötigen wir Orientierungsmittel (wie Modelle, Theorien, Zeichen aber auch Software). Um Orientierungsmittel bewußt gestalten zu können, müssen wir versuchen, unser Handeln zu verstehen.

Im Buch wird der Versuch unternommen, sowohl dem Verständnis von menschlichem Handeln in seiner Komplexität näher zu kommen, als auch Mittel (insbesondere für die Analyse und Modellbildung) anzubieten bzw. zu entwickeln, um solches Handeln zu orientieren.

Wie kommt man zu einem Konzept, welches diesen Ansprüchen nahekommt?

Hierfür wird zuerst ein methodischer Rahmen entwickelt (Phasen des Gegenstandsverständnisses), der anschließend als Orientierung dient.

Dabei werden Konzepte der Tätigkeitstheorie mit System- und Selbstorganisationsansätzen zu einem Systemkonzept menschlichen Handelns verknüpft.

Es werden elementare Einheiten (elementare soziale Systeme) abgeleitet, die eine systemtheoretische Beschreibung von Tätigkeit darstellen, und zwei grundlegende Verhaltensweisen zur Realisierung einer Tätigkeit widerspiegeln: autonom bzw. kooperativ (z.B. Dienstleistung in Anspruch nehmen bzw. gemeinsam etwas tun).

Es wird u.a. untersucht, wie man zu solchen elementaren Einheiten kommt, was deren "Bausteine" bzw. Bestandteile sind, was ein Ziel ist, was sich an einer Tätigkeit bzw. einer Entscheidung objektivieren läßt, wie Kooperation und Selbstorganisation zusammenhängen und in welchem Maße Selbstorganisation und Kooperation als Mittel zur Beherrschung von Komplexität in sozialen Systemen dienen.

Es wird gezeigt, daß jede beliebige Tätigkeit als Interaktion solcher elementaren sozialen Systeme beschrieben werden kann (Analysehilfe) und sich einer von 7 Interaktionsarten zuordnen läßt. Für jede dieser Interaktionsarten wurde ein (relativ) abgeschlossenes Feld von Verhaltensmöglichkeiten abgeleitet.

Das entwickelte Systemkonzept menschlichen Handelns versteht sich daher nicht nur als ein Beitrag zur Erklärung menschlichen Handelns, sondern insbesondere auch als Gestaltungshilfe - zur Erschließung von Möglichkeiten - sowie als Grundlage zur (weitgehend methodisch kontrollierten) Bildung von Modellen, die entweder schon selbst als Orientierungsmitteln oder als Voraussetzung für die Gestaltung von Orientierungsmitteln insbesondere von Softwaresystemen dienen können.

Die in diesem Werk aufgeworfenen Fragen sind daher nicht nur für Sozialwissenschaftler, sondern auch für Softwareentwickler und Systemgestalter von Interesse.

 

 

Gültig bis 31.12.2000
Letzte Änderung: 26.4.97