Eigenbauten
Eine besondere Bewegung war der Computer-Selbstbau. Hier sollen alle uns
bekannten Eigenbauten (soweit Material vorhanden) kurz beleuchtet werden.
Funkamateur - AC1
Die Anfänge
Die wahrscheinlich erste Entwicklung war der AC 1. Anfang der 80-er
Jahre beschloß das Referat Technik des Präsidiums des Radioklubs
der DDR die Entwicklung eines elektronischen Fernschreibgerätes. Unter
mehreren anderen Lösungen setzte sich der Vorschlag eines universell
anwendbaren Amateur(funk)computers von Frank Heyder durch. Technische Grundlage
sollte der U880 (Z80) werden.
Frank Heyder begann mit dem Hardwareentwurf, und unter Mithilfe anderer
entstand alsbald der erste Versuchsaufbau. Das Betriebssystem entstand,
und der ersten Inbetriebnahme stand nichts mehr im Wege. Die erste Software
war ein RTTY-Programm und ein CW-Programm.
Mit dem Zentralvorstand der GST erfolgte parallel dazu der Abschluß
einer Neuerervereinbarung. Ziel dieser Vereinbarung wardie Entwicklung
einer Leiterplatte für den Amateurcomputer, die für die Amateure
nachbaubar sein sollte. Bedingung war eine möglichst einfache und
billige Leiterplatte. 1983 war dann der AC 1 auf der ZMMM in Leipzig zu
sehen. Schließlich waren auch die ersten 10 Leiterplatten vorhanden,
und so konnte mit dem Aufbau der Versuchsserie begonnen werden. Zu diesem
Projekt sollte es auch eine Veröffentlichung in der Zeitschrift "Funkamateur"
geben. Damals gab es noch keine Veröffentlichung zum Selbstbau eines
Computers, und auch die Idee des industriell gefertigten Heimcomputers
war noch nicht ausgereift. Der Chefredakteur des "Funkamateur", K.-H. Schubert,
hatte das Projekt AC 1 von Anbeginnn verfolgt.
Kontra den Skeptikern
Da es damals nicht einfach erschien, einen Computer durch Nichtcomputerexperten
aufzubauen, war natürlich eine gewisse Skepsis von mehreren Seiten
vorhanden. Das Projekt wurde trotzdem gewagt, und es wurde ein großer
Erfolg. Man wartete nicht auf die Technologie und die Geschehnisse von
morgen, sondern besann sich auf die eigenen Stärken, überlegte
und begann.
In dieser Zeit entstanden auch sehr viele Freundschaften, die die Zeit
überdauerten. So z. B. Frank Heyder und Jörg Reul. Jörg
Reul hatte sich sehr schnell sehr gute Programmierkenntnisse angeeignet,
und so bildeten die beiden ein perfektes Team bei der Hard- und Softwareentwicklung.
Bauanleitung
Die Versuchsserie hatte als Ergebnis ein fehlerfreies Platinenlayout
einschließlich des Bestückungsplanes zur Folge. In die Bauanleitung
flossen ebenfalls alle Erfahrungen der Versuchsarbeiten ein. Einige Vorraussetzungen
mußte man allerdings dennoch mitbringen:
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Erfahrung im Aufbau und Funktion von Digitalschaltungen
-
Einen Lötkolben sollte man bedienen können.
-
Vielfachmeßgeräte und Oszilloskop sollten einem nicht fremd
sein.
Die öffentliche Geburtsstunde des AC 1 war im Jahre 1984 mit der Veröffentlichung
der Bauanleitung. Vorzüge der Bauanleitung waren ihre Übersichtlichkeit
und die detaillierte Beschreibung der Inbetriebnahme.
Software
Software wurde von nun an sehr viel entwickelt. Das Entwicklerkollektiv
organisierte zwei Softwareveranstaltungen im Haus des Radioklubs der DDR.
Der Andrang war viel zu groß. Man appelierte an die User, die Software
schnell und unkompliziert und vor allen Dingen kostenlos weiterzugeben.
Es gab aber auch schwarze Schafe, die versuchten, mit Software Geld zu
verdienen. So wurde die Beschaffung von Software für AC1 - Besitzer,
die etwas abseits vom Geschehen wohnten, mit der Zeit eine kostspieleige
Angelegenheit. Einige gaben verbittert über solche Praktiken auf.
Aufgrund der hohen Nachfrage an Software und Hardware wurde von engagierten
Computerfreunden unter der Trägerschaft des Kulturbundes 1988 der
Berliner Amateurcomputerclub ACC gegründet. Dazu existierte ein weitmaschiges
Netz von Bezirkskoordinatoren in eineigen Bezirken, die ehrenamtlich ihre
Tätigkeit wahrnahmen. Über diese Einrichtungen wurden die Software
und Hardwaretips verteilt.
Ein wichtiger Höhepunkt war 1988 die Veröffentlichung von
CP/M für den AC 1. Damit war auf einen Schlag ein großes Softwarepotential
vorhanden und der Trend ging nun zu hochwertiger Software, guten Spielen
und einem BASIC-Interpreter.
amateurreihe electronica (1984)
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Der in diesem Buch vorgestellte Mikrocomputer
basiert ebenfalls auf dem U 880. Das voll ausgebaute System besteht aus
folgenden Komponenten:
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CPU-Baugruppe als Einplatinenrechner realisiert mit 3 kByte-PROM, 1 kByte-RAM
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64 kByte RAM
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Bildschirm mit 24 Zeilen zu je 64 Zeichen
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alphanumerische Tastatur (maximal 64 Tasten)
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Kassette als externes Speichermedium
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parallele und serielle Ein-/Ausgabeschnittstelle
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PROM-Programmiergerät
Als Bildschirme kamen handelsübliche Fernseher und zur Aufzeichnung
handelsübliche Kassettenrekorder zum Einsatz. Die Hardware kann vom
reinen Einplatinenrechner bis zum kompletten System ausgebaut werden. |
Gedacht wurde an einen möglichst breiten Anwendungsbereich und
ein dementsprechend breites Softwarespektrum - von Maschinensprache über
Assembler bis hin zu höheren Programmiersprachen. Der Computer sollte
aber auch als Entwicklungssystem eingesetzt werden. Deshalb wurde auch
ein PROM-Programmiergerät vorgesehen, welches alle damals bekannten
PROM-Typen gestattete.
Voraussetzung zur Arbeit mit dem Computer ist ein Betriebssystem. Als
Minimalvorraussetzung muß ein Urlader vorhanden sein, der das Laden
des Betriebssystem von einem externen Speichermedium ermöglicht. Für
diesen Computer wurde ein den Belangen des Systems angepaßtes Monitorprogramm
geschrieben. Der Monitor ermöglicht den Datenverkehr zwischen Peripherie
und CPU und erlaubt das Arbeiten auf Maschinenspracheniveau. Darüber
hinaus verfpgt das Monitorprogramm über Schnittstellen, die es gestatten,
Teile dessen in anwenderprogrammen mitzunutzen. Der Monitor war das einzige
systemresidente Programm. Die restliche Software konnte von einem externen
Speichermedium - hier Kassette - nachgeladen werden. Die E/A-Schnittstellen
gestatteten das Koppeln des Mikrocomputers mit externen Geräten. Für
die dabei benötigten A/D bzw D/A-Wandler werden im Buch Vorschläge
unterbreitet.
Im voll ausgebauten Zustand hatte man damit einen leistungsfähigen
Mikrocomputer mit der Möglichkeit zur hard- und softwaremäßigen
Erweiterung.
Mikroelektronik in der Amateurpraxis - BASIC-Kleincomputer mit Grafik
Die CPU U880 bestimmt hier im wesentlichen die Leistungsfähigkeit
des Computers. Sie hat Zugriff auf
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64 kByte RAM sowie auf
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4 kByte ROM (erweiterbar auf 16 kByte)
Der RAM-Speicherbereich besteht aus dem frei verfügbaren Arbeitsspeicher,
dem Bildwiederholspeicher und dem für das Monitor-Programm reservierten
Speicherbereich ab Adresse F000H. Das Monitorprogramm hat die Aufgabe der
Kommunikation zwischen Mensch und Rechner.
Die Tastatur ist vom Rechner abgesetzt und wird über ein einfaches
paralleles Interface mit dem Rechner verbunden. Die Tastatur ermöglicht
einen recht hohen Bedienkomfort, z.B. automatisches Wiederholen eines Zeichens
bei langem Tastendruck. Ein-/Ausgabe-technisch stehen zwei 8-Bit-Ports
einer PIO, 3 CTC-Kanäle und ein SIO-Kanal zur Verfügung. BASIC
dient der Programmierung.
Vorhanden ist eine vollgrafische Bildschirmdarstellung. Die Auflösung
beträgt 256 x 256 Pixel, nach einer Hardwareänderung sowie der
Softwareanpassung sogar 512 x 256 Pixel. Die Textdarstellung läßt
sich von 32 Zeichen mit 24 Zeilen auf 42 Zeichen mit 32 Zeilen ändern.
Zur grafischen Darstellung sind Unterprogramme vorhanden, die auch inder
Lage sind, Punkte auf dem Bildschirm zu setzen und zu löschen sowie
Vektoren zu zeichnen. Ebenfalls ist ein programmierbarer Zeichengenerator
vorhanden.
Sonstige
1987/88 erblickte eine Nachentwicklung des ZX Spectrum, "HCX" genannt,
an der TU Magdeburg das Licht der Welt. Aufgrund einiger Veränderungen
des ROMs war er nicht 100%-ig kompatibel. Als Konsumgüterprodukt war
ebenfalls nicht gedacht, so daß es davon eineige Nachbauten gab.
Ein weiterer ZX Spectrum - Nachbau entstand bei IFAM Erfurt.
Dieser war aufwendiger geartet, aber dafür ein perfekter Nachbau des
Spectrum. Genannt wurde er "Spectral".
Weiterhin gab es noch einen Selbstbaucomputer der Zeitschriften "RFT"
(Rundfunk- und Fernsehtechnik) und der "Jugend und Technik".
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