Protokoll der 2. Seminarsitzung
»AFIS praktisch hinterfragen«
25. Oktober 2012
Thema: Einführung in die Diskursanalyse
Autor: Marco
In dem Seminar wurde heute eine Einführung in die Diskursanalyse besprochen. Dabei wurde an einem Beispiel praktisch herausgearbeitet, wie eine Diskursanalyse durchgeführt werden kann. Bei dem Beispiel handelte es sich um vier verschiedene Texte, die sich alle mit dem Thema des biometrischen Fingerabdruckscans auseinandersetzten und der Frage, ob diese Technik für den deutschen Personalausweis verwendet werden kann. Die Texte erschienen alle in einen ähnlichen Zeitraum im Jahr 2004 als ein Diskurs darüber entstand, ob biometrische Daten, wie der Fingerabdruck, in deutsche Personalpapiere integriert werden sollten. Die Autor_innen und Herausgeber kommen aus unterschiedlichen Organisationen: ein Artikel von heise-online, ein wissenschaftlicher Artikel, ein Artikel vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und ein Artikel von der Firma Bromba GmbH. Um an diesen Texten beispielhaft eine Diskursanalyse vornehmen zu können, wurde das Seminar in vier Gruppen eingeteilt, wobei jede Gruppe einen der vier Texte analysieren sollte. Die Auswertungsziele bei dieser Diskursanalyse waren die Akteure, die in den Artikeln eine wichtige Rolle spielten, auffällig häufig gebrauchte Sprachbilder sowie die Interessen, die vom Artikel vermittelt werden sollten. Nachdem die Gruppen die Texte nach diesen Punkten analysiert hatten, wurden die Auswertungsziele vorgetragen. Dabei wurde festgestellt, dass sich die Akteure in der Auswertung oft glichen, aber es bei den Interessen und den Sprachbildern deutliche Unterschiede gab. So wurden in allen untersuchten Texten das BSI, das BKA und das IDG als zentrale Akteure ausgemacht, hier ergab die größte Übereinstimmung zwischen den handelnden Akteuren in diesem Diskurs. In der Kategorie Sprachbilder unterschieden sich die herausgearbeiteten Schlagwörter je nach Herkunft des Textes. Bei der Pressemitteilung (PM) der Bromba GmbH werden sehr häufig Synonyme verwendet, wie „biometrisches System“, „Fingererkennungssystem“ und „Scanner“. Das BSI verwendet eher metaphorische Ausdrücke wie „den Kinderschuhen entwachsen“ für die fortschrittliche Entwicklung des biometrischen Fingerabdruckscans oder dramatisiert, dass die Technik für „Schuld oder Freispruch“ stehe und „zweifelsfrei“ sei. Der wissenschaftliche Artikel hingegen enthält einige Fachbegriffe aus der Informatik wie „Hash-Werte“ und nennt häufig Wörter wie „Zuverlässigkeit“, „biometrischer Zwilling“ und „Fehlerauffälligkeiten“. Im Heise-Online Artikel findet man schließlich eher Beschreibungen wie „Scanner“, „Algorithmus“ und „Fehlerrate“. Bei den Interessen der Artikel finden sich Gemeinsamkeiten in der PM Bromba und dem BSI. Beide tendieren dazu, positiv über den Fingerabdruckscan zu schreiben, nennen keine Kritik und bewerben den Fingerabdruckscan bzw. die Integration des Fingerabdruckes in den Personalausweis. Dementgegen steht der wissenschaftliche Artikel, der eine sehr kritische Perspektive einnimmt und mögliche Fehler bei dieser Technik benennt. Allerdings wurden alle drei Texte vom Seminar als zu „einseitig“ eingestuft. Nur der Artikel von Heise-Online wure als einigermaßen objektiv eingestuft, da er relativ nüchtern über das neue Verfahren berichtet und über mögliche Auswirkungen informiert.
Nach dem praktischen Beispiel der Diskursanalyse wurde dem Seminar von der Dozentin der Diskurs allgemein näher erklärt und mit Theoretikern wie Michel Foucault erläutert. Dabei wurden verschiedene Definitionen des Diskurses vorgestellt und deutlich gemacht, dass eine Diskursanalyse verschiedene Aspekte wie Macht, Technik oder Kommunikation in ihrem Fokus haben kann.
Zum Schluss erfolgte noch die Themenverteilung für die kommenden Sitzungen.