Zeitliche Entwicklung


1984

Vom 15. bis 19. Oktober 1984 fand das 2. Seminar "Computer als Mittel und Gegenstand der Ausbildung" in Ottendorf-Okrilla statt. Organisator war der Wissenschaftsbereich Informatik der Sektion Mathematik der Pädagogischen Hochschule Dresden. Ziel war die Bestandsaufnahme und Information über die Entwicklungen auf diesem Gebiet.

Bezug nehmend auf internationale Entwicklungen im Bildungsbereich, gab es auch in der DDR Bestrebungen und Experimente, den Computer in die Bildung zu integrieren. Die Schlußfolgerungen der Seminarbeiträge waren:

  1. Die Lehreraus- und weiterbildung muß zielgerichtet voran gebracht werden.
  2. Neue Konzepte für den fakultativen Unterricht an POS, EOS müssen von den bisherigen Erfahrungen unbedingt profitieren.
  3. Es gibt die Bereitschaft aller Beteiligten, ihre Erfahrungen einzubringen - ebenso wurde die Offenheit bzgl. neuer Projekte bekundet.
Es gab eine Reihe von Projekten zur Unterstützung des Lern- und Lehrprozesses. So gab es eigene Hardware- und Softwareentwicklungen, serienmäßige Hardware wurde um eigene Software ergänzt und genutzt. Aus diesem Zusammenhang gab es dann Forderungen an die Computerindustrie.

Das Nichtvorhandensein von klaren Konzepten seitens der Anwender führte zu Entwicklungen, die sofort Probleme nach sich zogen. Eine zentrale Konzeption sollte eine solide Basis für die Zusammenarbeit mit der Industrie sein. Folgende Überlegungen wurden vorgebracht:

  1. Geplante Entwicklungen sollten mit dem zukünftigen Anwender rechtzeitig diskutiert werden.
  2. Die Weiterentwicklung der vorhandenen Heimcomputern sollte den Ansprüchen der an künftigen Schulcomputern genügen.
  3. Hardware, die als universelles Lehrmittel eingesetzt werden kann, sollte das Ziel sein.
Gefordert wurde weiterhin ein stärkeres Mitwirken pädagogischer Forschungseinrichtungen und mehr Experimentierfreude an Ausbildungsstätten, die Einbeziehung von erfahrenen Kollegen, die Verstärkung des Erfahrungsaustausches und eine zentralere Koordination.

Ein wichtiger Beitrag war der Vortrag vom Seminarleiter Prof. Immo O. Kerner von der Pädagogischen Hochschule Dresden.

Allgemeinbildende Schulen

Bereits früh, in den Jahren 1965 - 1970, erkannte man die Notwendigkeit der Computerbildung. Die damals notwendige Bindung an Rechenzentren ermöglichte diese Ausbildung nur wenigen Schulen an Universitätsorten. 1982 wurde in Moskau durch die RGW-Staaten ein Beschluß zur Entwicllung der Mikroelektronik gefaßt. Dieser hatte auch Auswirkungen auf die Ausbildung. In Ungarn wurden ab 1983, in der UdSSR, der CSSR und in Bulgarien ab 1984 Computer in den Schulen installiert. Ab 1985 wurde in der DDR für Spezialschulen und Spezialklassen mathematischer oder naturwissenschaftlich-technischer Richtungen ab Klasse 9 ein Informatikkurs vorgesehen. Die fakultativen Kurse "Numerische Mathematik" und "Informatik" an der POS und der EOS sollten neu profiliert werden.

Probleme der Technik

Hier wurden zunächst einige Zahlen für die notwendige Ausstattung mit Hardware genannt. Man benötigte bei 
 
5500 POS 10 - 30000
dazu Fernsehgeräte 10 - 30000
Kassettenrekorder 20 - 60000
Kassetten 20 - 60000

Man konnte ebenfalls davon ausgehen, daß diese Grundausstattung erweitert werden sollte, z.B. mit Druckern, Plottern, A/D-Wandler für Meßplatzsteuerungen usw. Es war auch hier die Industrie gefordert, diese Geräte bereitzustellen, aber ebenso durfte auch der Reparatur- und Serviceaufwand nicht vernachlässigt werden.

Es gab auch konkrete Vorstellungen zur Leistungsfähigkeit der Hardware. So sollten die Rechner zunächst 48 - 64 kByte RAM besitzen. Ein lineares Gleichungssystem mit 50 Gleichungen sollte nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch nehmen, und eine Farbgrafik war auch gefordert.

Bei den Programmiersprachen wollte man mit BASIC beginnen und das Niveau auf Pascal bzw. LOGO anheben. Assembler sollte Spezialrichtungen vorbehalten bleiben. 
 

Probleme der Lehrerbildung

Seit 1971 wurden Mathematiklehrer in Rechentechnik bzw. Informatik ausgebildet. Die Ausbildung umfaßte 60 Stunden "Informatik", 3 Wochen Fachpraktikum und 60 Stunden "Numerische Mathematik" sowie 75 Stunden "Wahrscheinlichkeitslehre und mathematische Statistik" (als Anwendungen der Informatik). Die Motivation der Lernenden war jedoch nicht sehr groß, da man davon ausging, daß dieses Wissen in der Schule nicht gefordert wird. 

Ziel war es somit, die Notwendigkeit dieser Ausbildung in bezug auf die Nahe Zukunft hervorzuheben und damit die Motivation zu erhöhen. Bereits im Beruf tätige Lehrer sollten ihr Wissen aktualisieren und auffrischen. In der Lehrerweiterbildung mußten neue Konzepte und Kurse entwickelt werden.

Lehrprogramme

Von Computerherstellern angebotene Lernsoftware verstößt meist gegen elementare methodisch-didaktische Regeln. Also kann Lernsoftwareentwicklung nur als interdisziplinäre gemeinsame Arbeit vollzogen werden. An der Pädagogische Hochschule Dresden wurde deshalb eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe gebildet. Es wurde angedacht, für die einzusetzende Software zentrale Prüf- und Bewertungsstellen einzurichten, die die Lernprogramme nach bestimmten Kriterien einstufen sollte. Mögliche Kriterien sollten sein:

  • Effizienz
  • Einsatz grafischer Elemente
  • selbsttätige Anpassung durch Variation der Lehrschritte
  • Steuerung des Schülers durch das Programm

1985

In der "Dresdner Reihe zur Forschung" wurde 1985 über das von der Forschungsgruppe "Computer in pädagogischen Prozessen" der Pädagogischen
Hochschule Dresden entwickelte mikrorechnergestützte Lehrsystem auf Basis von Bürocomputern (MLS/BC) berichtet. Einen Schwerpunkt nimmt die Lehrprogrammformuliersprache "LEFO" ein. Mit Hilfe dieser LEFO soll der Nutzer (hier der Fachlehrer) mit minimalen Spezialwissen auskommen. Gleichzeitig kann er aber ein Maximum seiner methodisch-didaktischen Fähigkeiten im Lehrprogramm umsetzen.

Basis dieser Software waren Bürocomputer. Dies sollte sich jedoch als ein wenig nachteilig herausstellen. Die Ausstattung der Schulen mit Bürocomputern war so gut wie nicht gegeben. Vielmehr waren die Heimcomputer verbreitet, diesen fehlte jedoch zur Anwendung von LEFO die Diskettenlaufwerke, die Drucker und ein leistungsfähiges Betriebssystem mit PASCAL-Compiler als Softwareergänzung. Man ging jedoch davon aus, daß sich die Entwicklung der Heimcomputer in diese Richtung bewegen wird und damit alle Voraussetzungen für den Einsatz der Lehrprogrammformuliersprache "LEFO" geschaffen werden.


1986

Vom 18. bis 20. Juni 1986 fand in Dresden die Tagung der Fachsektion Aus- und Weiterbildung der Gesellschaft für Informatik der DDR und des Wissenschaftsbereiches Informatik der Sektion Mathematik der Pädagogischen Hochschule Dresden mit dem Thema "Computer im Bildungswesen '86" statt. Dort wurden drei Arbeitsgruppen gebildet:
  1. Informatik an Hochschulen
  2. Computer und Schule
  3. Computersprachen
An dieser Stelle wurden Vorträge bzgl. POS/EOS, Spezialschulen, Hochschulen und Berufsausbildung gehalten.


1988

Vom 22. - 26. Februar 1988 fand der "4. Kongreß der Informatiker der DDR INFO 88" in Dresden und vom 26. - 30. September 1988 die "COMBI 88 - Computer im Bildungswesen" in Leipzig statt.